Der Medienverbund Kriegspressequartier und sein technoromantisches Abenteuer 1914–1918. Eine Auflösung.

Jeder Krieg hat seine Erzählungen, seine Lieder und seine Bilder. Und jeder, der Krieg betreibt, braucht diese, um seine Version des Krieges als die richtige durchzusetzen. So war es immer schon, es änderten sich über die Jahrtausende hinweg nur die Waffensysteme und die medialen Formate, die über Helden und Opfer informierten; mit deren Entwicklungen änderten sich auch die Komplexität und der Organisationsgrad der Berichterstattung vom Krieg. Was, wenn da der Blitz der Elektrizität zugeleitet wurde und es zu noch wirkungsmächtigeren Verschaltungen kam? Im Ersten Weltkrieg unterhielten alle kriegsführenden Mächte eigene Informationssysteme, zensierten und manipulierten sie die öffentliche Meinung nach Kräften. Am Beispiel des k.u.k. Kriegspressequartiers lässt sich exemplarisch zeigen, mit welcher Ahnungslosigkeit – und zugleich: welcher umfassenden Wirkung – Medien erstmals, per Anordnung der Militärbürokratie, tatsächlich verbunden wurden; ab 1918 führen sie jedoch als Medienverbünde und über einen weiteren Weltkrieg in immer umfassendere, neue Informationsrealitäten. Was in dieser Hinsicht 1918 staatlich endet und liquidiert werden soll, verlangt nach einer Auflösung auch seiner medialen Rätsel.

Im Anfang aber stand der Verwaltungsakt. Bereits fünf Jahre vor den konzertierten europa- und letztlich nahezu weltweiten Kampfhandlungen wurde in Österreich-Ungarn für den Ernstfall die Einrichtung eines k.u.k. Kriegspressequartiers (in der Folge kurz KPQ) geplant und eine Mobilisierungsinstruktion abgefasst. Ein derartiges KPQ sollte, dem Armeeoberkommando (AOK) unterstellt, als Instrument der Pressepolitik der kontinuierlichen Nachrichtenversorgung und gleichzeitig Kontrolle dienen. Vorgesehen war ab 1909 …

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(Aufsatz in: Repräsentationen des Ersten Weltkriegs in zentraleuropäischen Literaturen. Hg. v. Milka Car u. Johann Georg Lughofer. Zagreb: Dominovic 2016, S. 255– 270.)