Die Aschanti-Völkerschauen im Budapester Tiergarten 1896 und im Wiener Tiergarten »am Praterschüttel« von 1896 und 1897 dienten neben der Befriedigung der Sensationslust (teilweise intensiver als die Panoramen- oder Kinovorführungen) der Abgrenzung des Eigenen in Konfrontation mit dem Exotischen: Das Fremde in Gestalt des schwarzen Mannes in weißen Zonen regt an, sein Anblick wird in den eigenen Erfahrungsschatz integriert und bereichert diesen – die Völkerschauen halfen im Zeitalter des Historismus, jenen Exotismus zu befriedigen, der ›die Welt‹ bedeutete.
Es geht um Überlegungen, inwieweit sich der sog. ›Exotismus‹ des Publikums in der Monarchie an der Brechung zu orientieren wusste. Der ›Kolonialismus des Imaginären‹ wird zur massenkompatiblen Satisfaktion für ausbleibende Erfolge auf dem globalen Feld. Man blieb somit mehr oder weniger unter sich. Es war, um mit Jean Paul zu sprechen, eine Reise ins »wahre innere Afrika« und retour.
Der (in der Folge mehrfach nachgedruckte) Beitrag entstand im Rahmen des FWF-Forschungsprojekts »Herrschaft, ethnische Differenzierung und Literaritziät« und wurde am Workshop »Ausztria:Magyarország! Ki ellen? // Österreich:Ungarn! Gegen wen?« (Oktober 2001, Budapest) vorgetragen.