Pause

Es mag seyn, daß eine Pause im gemeinen Leben einige oder eine Minute daure; allein auf der Bühne, wo alles dem Zeitraum angemessen seyn muß, worinne die ganze Handlung gedrängt ist, wo nichts mit diesem in Mißverhält[Seitenwechsel]niß stehen kann, ohne das feine Gewebe der Täuschung zu zerreissen, dort habe ich zufolge anhaltender Beobachtung gesehen, daß sie nur äußerst selten länger als ein aushaltender Athemzug dauren darf. [/] Je erschütternder die Ursachen der Pause sind, je mehr die Seelenkräfte betäubt sind, um so grösser ist die Ruhe der Maschine, ihre Bewegungen entstehen nur aus dem Mechanismus alltäglicher Handlungen, ohne Bezug auf die Sache. Der Kontrast dieser äußern Bewegungen mit dem was innerlich vorgeht ist dem Umstehenden schauerlich. Die Darstellung dieses Zustandes von einem Meister, ist der Triumpf des Menschendarstellers.

August Wilhelm Iffland: Fragmente über Menschendarstellung auf den deutschen Bühnen. Erste Sammlung. Gotha 1785, S. 99[/]100 [Achter Abschnitt. Giebt es allgemein sichere Regeln, wo der Schauspieler in seinen Reden Pausen machen müsse?, S. 79—106]