Ballongeist

Salomon August Andrée, Knut Frænkel und Nils Strindberg stiegen am 11. Juli 1897 in einem Gasballon auf, um u.a. dem Nordpol so nahe wie nur möglich zu kommen. Im Oktober d.J. waren sie alle tot. Erst 1930 sollte sich, zufällig, Klarheit über ihr Schicksal einstellen, bis dahin wurden die drei Männer Teil des Polarforschermythos, einschließlich zahlreicher Sichtungen des Ballons. 

(Hinweise zur Expedition etwa auf Wikipedia – das unten platzierte Foto stammt von Strindberg, dem Fotografen.)

1906 kam etwa Alfred Gabriel Nathorst zu dem Schluss, dass das „Andrée–Mysterium“ tragisch aufgeklärt sei und die Ballonfahrer nach nur sechs Tagen im Meer untergegangen seien. Bevor nun dieser Befund (zu zitieren ist: Czernowitzer Allgemeine Zeitung v. 24.04.1906, S. 3) unter dem Titel »Andrees Ballonfahrt« zu lesen ist, sei notwendigerweise auf Kapitel № 69 des »Moby–Dick« (The Funeral) verwiesen (& dieses zur Relektüre dringend empfohlen; vgl. auch ein paar Absätze ho. dazu), wenn es nicht allein um das ›Seebegräbnis‹ eines abgeflensten Pottwals, sondern auch um die aus dieser Tat resultierenden Geister und vor allem um die fälschlichen Wahrnehmung der treibenden weißen Masse durch andere Seefahrende geht. Sodann lesen wir in Czernowitz, etwa in einem der dortigen Kaffeehäuser, knapp neun Jahre später:

Aus Stockholm wird berichtet: Der schwedische Gelehrte Professor Nathorst hat unlängst seine eingehenden Untersuchungen über die unglückliche Andreesche Ballonfahrt beendet, und das Ergebnis dieser Untersuchungen wird durch die hiesige Geographische Gesellschaft der Oeffentlichkeit übergeben werden. Professor Nathorst ist zu der Ueberzeugung gelangt, der Ballon, der am 11. Juli 1897 von der kleinen »Däneninsel« unweit Spitzbergen aufstieg, müsse bald danach im Meer zwischen Nowaja Semlja und der Halbinsel Kola verunglückt sein. Es unterliegt nach seiner Meinung keinem Zweifel, daß das angebliche »Walfischaas«, das vom Dampfer »Dortrecht« aus vom Kapitän Lehmann unter 69° 38‘ Breite und 35° 34‘ Länge am 17. Juli 1897 – somit nur sechs Tage nach dem Auffstieg [!] – beobachtet wurde, der verunglückte Andreesche Ballon gewesen sei. Der Steuermann des Dampfers hat denn auch ausgesagt, es könne kein Walfischaas gewesen sein, weil man auf dem Dampfer keinen üblen üblen [!] Geruch spürte, was sonst immer der Fall ist, wenn man selbst in weiterer Entfernung an einem toten Walfisch vorüberzieht, und weil nur drei oder vier Seevögel das vermeintliche Aas umkreisten, während sonst Tausende und Abertausende von Seevögeln sich in der unmittelbaren Nähe von jedem Walfischaas aufhalten. Im Augenblick der Beobachtung befand sich der Dampfer eine Seemeile weit von dem treibenden Gegenstande.

Es sei somit kein Wal, es sei der vermisste Ballon gewesen. Die Zeitung berichtet, dass berichtet wurde, dass Nathorst, der diesbezügliche »Wahrschauen« 1898/99 unternahm, späterhin auch ein Buch über diese Reisen verfasste, 1906 beschlossen hätte (denn dann wird »berichtet«), dass es kein „Walfischaas“, sondern ebenjener Ballon gewesen wäre. »Are you a believer in ghosts, my friend?« Der Ballon, Andrées Ballon, kann es nicht gewesen sein.