Nationen, Traditionen und Geschichten. Zu Eric J. Hobsbawm

Eric J. Hobsbawm (geb. 1917, gest. 2012), nach eigener Aussage Überlebender einer nahezu ausgelöschten »Jewish middle class culture of central Europe after the first world war«, jedenfalls einer der renommiertesten Historiker, verfasste sowohl populärwissenschaftliche Studien als auch höchst komplexe Abhandlungen zur Sozialgeschichte. Der marxistisch geschulte und genau beobachtende Sozialhistoriker, der mit Verve und dialektischer Rhetorik der verschiedenen Aspekte von »Geschichte« sich annahm und luzide komplexe Verflechtungen wie Hintergründe aufzeigte, ist einer der bedeutendsten Vertreter mitteleuropäischen Kulturguts im anglophonen Raum. Eine für die 2002 verfasste Miszelle entscheidende Frage ließe sich so formulieren: Gibt es (u.a. eben von Hobsbawms Schriften ausgehend) die Möglichkeit zur Konkretisierung der immer wieder ins Spiel gebrachten These eines spezifisch »inneren Kolonialismus« auf dem Territorium der k.(u.)k Monarchie? Dieses Staatengebilde lässt sich eventuell als »hybrid« einstufen, allerdings sind dann auch noch Fragen der realen und symbolischen Herrschaft zu berücksichtigen, wären die Abstufungen kultureller Hegemonialansprüche zu differenzieren und müsste das Verhältnis des Innen und des Außen anhand der unterschiedlichen Übergänge der Sprachen, Kulturen und Ethnien jeweils neu bestimmt werden.