Im Anfang waren die 1 und die 0. Oder umgekehrt, Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) dekretiert jedenfalls: Gott = 1, Nichts = 0; damit kann jeder Gegenstand eine charakteristische Zahl zugewiesen bekommen und einer neuen Beschreibbarkeit sind die Grundlagen gelegt. 1732 bringt Jacob Winslow den Begriff vom Nervensystem auf, vom Sympathikus oder sympathischen Nervensystem (συμπαθεῖν sympatheín »mitleiden« und συμπάθεια sympátheia »Mitempfindung« – Sympathie ist so etwas wie »Mitleiden«). Im Jahr 1746 versammeln sich, unter der Leitung des Abbé Nollet, in einem ersten Experiment 180 Garde-Soldaten und in einem zweiten Experiment 700 Mönche. Beide Male werden die Anwesenden mit Eisendraht verkabelt. Als der Kreis geschlossen ist, berührt der Versuchsleiter eine Antenne, die aus einem wassergefüllten Behälter herausragt. (Der dabei fließende Strom kommt noch nicht aus der Steckdose, sondern aus einer Leidener Flasche, der frühesten Bauform eines Kondensators). Die Soldaten wie die Mönche beginnen zu zucken – es geht um Unmittelbarkeit, das Wegfallen von Zeitversatz, ein Empfinden von Vernetzung und folglich Echtzeit. Körper und Technik werden verschaltet. Historisch gesehen haben wir es parallel dazu mit Aufklärung, neuen Militärstandards und Hygienevorschriften, der allmählichen Durchsetzung naturwissenschaftlicher Paradigmen bei gleichzeitig sich ausweitender Alphabetisierung und Revolutionen wie der französischen zu tun. Dies alles sind verschiedene Weisen, große Menschenmengen gleichzuschalten. Somit sind bereits Mitte des 18. Jahrhunderts zwei wesentliche Erkenntnisse gegeben: ein Wissen um Vernetzung und um die Reproduzierbarkeit von Elektrifizierung und deren grundsätzlicher Beherrschbarkeit. Die Gleichschaltung bedarf nicht mehr einer Religion.