1872 wird im Rahmen eines Fortsetzungsromans in der Tageszeitung Les Temps Phileas Fogg auf die Straße treten. In Begleitung seines Dieners Passepartout, im Gepäck haben sie lediglich je zwei wollene Hemden, drei Paar Strümpfe, gutes Schuhwerk, einen Mackintosh und Reisedecken. Überdies 20.000 Pfund. Sowie … »Unter seinem Arm stak Bradshaw’s continental railway steam transit and general guide. Der enthielt nämlich alle für die Reise nötigen Angaben.« Die Weltzeit-Literatur hat ihren berühmtesten Anfang gefunden, ab 1873 (dem Jahr der Wiener Weltausstellung, auch so ein global umspannendes und mit Blick auf den Heimvorteil ausgerichtetes Unternehmen – anlässlich desselben die österreichisch-ungarische Monarchie ihr erstes Kursbuch herausbringt; das junge deutsche Kaiserreich wird 1878 sein erstes Reichskursbuch herausbringen und damit en passant auch seine Grenzen definieren) erscheint Jules Vernes Roman. Dieser ist noch während seiner Veröffentlichung in Les Temps populär (Schiffahrtslinien bewerben sich bei Verne, dass sein Held die sich von Folge zu Folge deutlicher abzeichnende Überfahrt von den USA nach Großbritannien mit ihrer Linie absolviere). Und die nächste Auflage des Bradshaw wird Foggs Reiseroute als Beispiel für die Richtigkeit der dargestellten Weltzeit im Taschenbuch-Format (und ihres Primats optimierter Anschlussfähigkeit um jeden notwendigen Preis) abdrucken. Die »Scheiben der Zeit [werden] immer dünner und dünner«. (Pynchon, Die Enden der Parabel)
[V]ersenkte er sich in den berauschendsten Liebesroman, den es gibt, den Fahrplan, der ihn über die Möglichkeiten, am Nachmittag, am Abend, am Morgen sogar in ihre Nähe zu gelangen, unterrichtete! Bot er nur die Möglichkeit? Fast mehr, er erteilte sogar die Genehmigung. Denn schließlich war der Fahrplan und waren die Züge ja selbst nicht umsonst gemacht. Wenn man das Publikum vermittelst der Buchdruckerkunst davon verständigte, daß um acht Uhr morgens ein Zug abging, der um zehn in Pierrefonds eintraf, dann war doch nach Pierrefonds zu fahren eine erlaubte Handlung, für die die Genehmigung Odettes überflüssig war;
Marcel Proust: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit: Bd. 1: Unterwegs zu Swann. Übers. v. Eva Rechel-Mertens, revid. v. Luzius Keller u. Sibylla Laemmel. Hg. v. Luzius Keller. Frankfurt/M.: Suhrkamp 2011, S. 424.
Enzensberger wird gewusst haben, was er an der Poesie des Kursbuchs gehabt haben wird.