In der durch das Prinzip des gedruckten Buches und seiner Ordnung wie der notwendigen Ausformung von Organisation bedingten Kultur steht eine Vielzahl an Einzelordnungen*** für das Gesamtprinzip. Mit dieser Korrespondenz wechselseitiger Versprechen von Beständigkeit erweist sich eine Kultur, deren gedrucktes Buch die Zusammenkunft von Raum, Zeit und Gedanken zu stiften vermag. (Vermochte?)
Ein Beispiel sind eben das Zitat und sein Zettel und der Zettel mit dem Zitat (s. ***/FN): Das Zitat wird nach Entnahme potentiell einem anders systematisierten Ordnungsdiktat unterworfen, erfährt eine Materialisierung im Zettelkasten bzw. heute in der ansatzweise strukturierten und mit Suchroutinen bespielbaren Festplatte. Die Gegenüberstellung von Zitaten alter Ordnung (aus der es genommen) mit denen neuer Ordnung 1 (katalogisierbar, umschichtbar) und neuer Ordnung 2 (eingeschrieben, neu festgesetzt) ist ab einer bestimmten Quantität nur noch maschinell leistbar. Und funktioniert doch.
Dies rührt von den Grundlagen des Gesamtsystems her und ist als Errungenschaft des Buchs im Sinne der beweglichen Lettern und zugleich Graphemfixierungen bis dato erhalten. Hierin liegt die Ansage des gültigen, nicht löschbaren und also auf Dauer gestellten Verweises. Inwieweit die Digitalisierung dieses basale Prinzip verabschieden wird (damit tendenziell sich selbst, bis Neues gefunden ist), wird sich erweisen. Bald.
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*** Der »Zettel« (im Sinne des Katalogs, der Zitatensammlung,…) und mit ihm das Zitat steht für das Ganze (das Buch, den Aufsatz) ein und ist zugleich ein Ausschnitt desselben – »Geschichte schreiben heißt also Geschichte zitieren. Im Begriff des Zitierens liegt aber, daß der jeweilige historische Gegenstand aus seinem Zusammenhange gerissen wird.« (Walter Benjamin: Das Passagen-Werk. Gesammelte Schriften Bd. V.1. Hg. v. Rolf Tiedemann. Frankfurt/Main: Suhrkamp 1991, S. 595)