Die entscheidend anderen Strategien des Vergessens im Postmodernismus sollen noch einmal benannt sein. Zunächst ist da einmal die Ansicht von der ausschließlich funktionalen Oberflächlichkeit in allen Dimensionen des Mensch-Welt-Verhältnisses, die nur mit Austausch, Ablauf und Wechselwirkung zu schaffen hat. Diese biologistische Ideologie macht Widerspruch, Gegensatz und Konflikt vergessen. […] Zum zweiten geht es um den Eklektizismus, der zwar nicht den alles ausmachenden Charakter der Postmoderne stellt, aber doch einen sehr wichtigen Klang einbringt bis zu Lyotards Nebeneinanderherspielen der sich nicht berührenden Sprachspiele und Feyerabends ›Anything goes‹. In zynischer Abschlagszahlung aufs Erinnern wird das Erinnern in der totalisierten Zerstreuung nach allen Richtungen unterlaufen. [–] Zum dritten werden durch das Post der Postbewegungen die von den modernen kritischen Theorien angegriffenen gesellschaftlichen Strukturen zwar nicht unbedingt in ihrer Existenz geleugnet, doch wegen der secedentalen, meint Vermittlung kappenden Wirklichkeitserzeugung durch die Massenmedien für unerfahrbar geworden erklärt. Demnach kann man sie vergessen.
Burghart Schmidt: Postmoderne – Strategien des Vergessens, 1986, p.63