Von den Büchern

Nach den zwei Atomkriegen von Uniterr gab es im gesamten Menschheitsgebiet immerhin noch die stattliche Zahl von 82.347 vollständig erhaltenen Papierbüchern der Kategorie I, und die der Kategorie II wurde auf 1,2 Millionen geschätzt. – Unter einem Papierbuch verstand man ›ein auf Substraten pflanzlicher oder tierischer Abkunft materialisiertes und ohne maschinelle Vermittlung (Lesegerät, Film, Tonerzeuger u.ä., jedoch nicht Brille oder einfache Lupe) konsumierbares Druckerzeugnis jedweder Art‹ […].

Franz Fühmann; Pavlos Papierbuch

[Man kann] eine apokalyptische Vision vom Ende des Buchs entwickeln: das Buch würde nicht verschwinden – weit gefehlt –, sondern es triumphierte in seinen abstoßendsten Formen: es wäre das Buch der Massenkommunikation, das Buch des Konsums, sagen wir, das kapitalistische Buch, in dem Sinne, wie dann eine kapitalistische Gesellschaft marginalen Formen keinerlei Spielraum mehr ließe, wie keine Mogelei mehr möglich wäre.

Roland Barthes; Die Körnung der Stimme

Was ich euch nun vorlegen möchte, ist eine Systematik des Wales, geordnet nach seinen wichtigsten Gattungen. Das ist freilich keine leichte Aufgabe. Die Klassifikation der Elemente eines Chaos – nichts weniger als das wird hier unternommen. […] Mein Anliegen ist es an dieser Stelle einfach, den Entwurf einer Systematik der Cetologie zu zeichnen. Ich bin der Architekt, nicht der Baumeister.
Freilich ist das kein leichtes Unterfangen; […] Ich […] bin durch Bibliotheken geschwommen und über Weltmeere gesegelt, ich habe mit diesen meinen Händen Wale berührt; mir ist es Ernst und ich will es wagen.

Hermann Melville; Moby-Dick

Und heute schon ist das Buch, wie die aktuelle wissenschaftliche Produktionsweise lehrt, eine veraltete Vermittlung zwischen zwei verschiedenen Kartotheksystemen. Denn alles Wesentliche findet sich im Zettelkasten des Forscher’s, der’s verfasste, und der Gelehrte, der darin studiert, assimiliert es seiner eigenen Kartothek.

Walter Benjamin; Vereidigter Bücherrevisor

*Buch lesen heißt, Seitenzahlen ihre Physiognomie geben.*