Als die Americas im Nachgang zu ihrer tendenziell neuzeitlichen ›Entdeckung‹ durch Columbus et al. 1492 irgendwann auch zu benennen gewesen waren, konstatierte die Waldseemüllerkarte 1507 mittels Einschreibung – implizierend Amerigo Vespuccis Mundus Novus aus 1502 und dessen Festlegung, dass es sich bei diesen Landmassen keinesfalls um asiatische handeln könne und es sich vielmehr um ein neues Festland handle –, dass eine entsprechende Nominierung angebracht sei. Nach der karthographischen Beförderung kam die amtliche: Vespucci – bis dahin Kaufmann, Seefahrer, Kartograph &c. – wurde von König Ferdinand 1508 zum Piloto Mayor an der seit 1503 in Sevilla (im nautisch an sich besser geeigneten, wiewohl schlechter zu verteidigenden Cadiz gab es schlicht zu wenig qualifizierte Schreiber) installierten Casa de la Contratación ernannt (wo er seit 1506 federführend die Ausrüstung der Schiffe nach Übersee verantwortete), war do. als Leiter der Abteilung für Kosmografie oberster Land- und Seevermesser (einer wie Mays »Schar-lih« und Kafkas »K.«), organisierte u.a. die Ausbildung der Navigatoren, optimierte die Verfahrensschritte des Dead Reckoning. Er approbierte und standardisierte zudem die zu verwendenden Karten und sonstigen Navigationsinstrumente – Astrolabium, Kompass, Quadrant, Sanduhr, Lot –, ließ auf Basis der zu übergebenden Unterlagen heimkehrender Schiffe – und alle hatten zuerst das Flusssystem des Guadalquivir bis Sevilla hochzufahren, sich bei der Casa de la Contratación zurückzumelden, umfassend abzulegen – die Musterkarte, den Padrón Real, nachjustieren, kopieren und verteilen (abgehende Schiffe, denn auch die Ausfahrtserlaubnis und ihre Umstände hatte man zweckdienlich zentralisiert, waren somit mit Karten auf dem je neuesten Stand, den modernsten verfügbaren Instrumenten und bestmöglich ausgebildeten Navigatoren unterwegs). Am Beginn der Neuzeit steht somit ein Name für die Standardisierung nautischer best practice auf wissenschaftlicher Basis, für die amtliche Zurichtung zahlloser instrumenteller Schnittstellen, letztlich für die Administration – und deren systematischer Nutzung – der Zusammenführung von gestirnten Himmeln, schäumenden Meeren und zu tretenden Landstrichen. Dieser Name findet sich erstmals eingetragen, eine karthographische Vor-Schrift (zudem gegendert: America passte zu Europa, Asia und Africa), im dreiteiligen Welterfassungsprojekt Martin Waldseemüllers (geboren unweit von Freiburg) aus dem Breisgau und Matthias Ringmanns aus dem Elsass: Karte, Globus und Kosmographie führten die Erkenntnisse und Bildnisse von Ptolemäus, Vespucci und anderen zusammen. Ohne laufende Aktualisierungen, Speicherungen, Nachbesserungen, ohne Korrespondenzen dazu und Unterweisungen davon, ohne Absicherung durch das Rechtsregime (Dekrete, Verordnungen und Richtlinien, die je geltenden Protokolle berücksichtigend, bürokratische Verfahrensroutinen aus der Inquisition nutzend) und die Nutzung wissenschaftlich abgesicherter Verfahrensweisen könnte von all dem nicht die Rede gewesen sein. (Aber so wie der Aufklärung kommt auch der Administration eine spezifische Dialektik unabwendbar zuteil.) Die Fragilität einer Mutmaßung, skizzierten Weltansicht in Strichen, des Eintrags von Messdaten in Notizbüchern, der Anbringung von Annotationen in Drucken – wäre mit einer Geschichte vom Urknall der Gutenberg-Galaxis zu beginnen gewesen? – und der Abhängigkeit der Entwürfe von Entscheidungen über den letztendlich verfügten Status von Raum und Zeit könnte für die Bedeutung systematisierter Administration und der Durchsetzungsfähigkeit zentralisierter Reforminstanzen an der Wende zu einer frühen Neuzeit stehen.
(NB: Landvermesser Amerigo V., Mason & Dixon, Karl Schar-lih Shatterhand, K.; Land- &/vs. Seevermesser; No Nomos.)
