Condoleezza Rice, die angelegentlich gerne ein paar Billionen Dollar in ein zünftiges Auswärtsspiel investierte, benützte als junge Professorin für Politikwissenschaften an der Stanford University gerne Vergleiche aus dem American Football – jener depravierten Fassung eines Rugbyspiels zweier Nachbardörfer –, um ihren Seminargruppen über militärische Themen die jeweils zu Grunde liegenden Problemstellungen zu vermitteln. Antonia Felix berichtete uns 2002/03 im Journal of Blacks in Higher Education, dass es der damals im Amt befindlichen Außenministerin der Vereinigten Staaten bei ihren didaktischen Bemühungen vor allem darum ging, die Frage des Raumgewinns mittels leicht fasslicher Analogien zu vermitteln. Diesbezüglich unbedarfte Gemüter habe sie sogar angelegentlich zu Spielen mitgenommen um angesichts des Geschehens am Rasen dem pädagogischen Eros freien Lauf zu lassen.
Letzterer könnte Hans Ulrich Gumbrecht nicht unmittelbar erreicht haben, auch wenn dieser seit 1989 an der Stanford Universität Komparatistik unterrichtet. Denn in seinem Aufsatz »Epiphanien« (2003) macht er unter anderem darauf aufmerksam, dass eine Wahrnehmung körperlicher Präsenz der literarischen – und mithin auch der erzählbaren – »Bedeutungskultur« entgegensteht. Davon handelt er (man vergleiche auch Brechts Beitrag »Das Theater als Sport«, 1920) dann 2005 nochmals und ausführlicher in seinem Buch »Lob des Sports«. Dessen Schönheit bestünde jedenfalls nicht in seiner bleibenden Bedeutung, sondern in momenthaften Konstellationen der Körper auf dem Spielfeld, wenn aus dem Chaos der Fehlpässe, Fouls und Stellungsfehler ein gelingender Spielzug sich ergibt. »Ein […] Spielzug, über dessen Faszinationskraft sich alle Fans einig sind, unabhängig davon, ob er zu Sieg oder Niederlage führt, ein solcher Spielzug ist die Epiphanie einer komplexen verkörperten Form.«