Geisteszustand

Wir gehen […] davon aus, daß die Rechnung auf einem Band ausgeführt wird; aber wir vermeiden es, den »Geisteszustand« einzuführen, indem wir ein physikalischeres und eindeutigeres Gegenstück in Erwägung ziehen. Für den Rechnenden ist es immer möglich, seine Arbeit abzubrechen, fortzugehen und alles zu vergessen, um später wiederzukommen und die Arbeit fortzusetzen. Wenn er dies tut, muß er einen Zettel mit Anweisungen (die in irgendeiner standardisierten Form abgefaßt sind) zurücklassen, aus denen hervorgeht, wie die Arbeit fortgesetzt werden soll. Diese Notiz ist das Gegenstück zum »Geisteszustand«. Wir werden unterstellen, daß der Rechnende auf eine so sprunghafte Art und Weise arbeitet, daß er nie mehr als einen Schritt während einer Sitzung bewältigt. Die Notiz mit den Anweisungen muß ihn in die Lage versetzen, einen Schritt auszuführen und die nächste Notiz zu schreiben. Auf diese Weise ist der Entwicklungsstand der Rechnung in jedem Stadium vollständig abhängig von dem Zettel mit den Anweisungen und den Symbolen, die auf dem Band stehen.

Alan M. Turing: Über berechenbare Zahlen mit einer Anwendung auf das Entscheidungsproblem (1937). In: Ders.: Intelligence Service. Schriften. Hg. v. Bernhard J. Dotzler u. Friedrich Kittler. Berlin: Brinkmann & Bose 1987, S. 17-60, hier S. 46.