Insofern als die griechische Mythologie, wie dies grundsätzlich eine Funktion des Erzählens von Mythen sein dürfte, eine nur höchst bedingt verschlüsselte Abfolge an Berichten von Landnahmen und der Inbesitznahme von Frauen darstellt, an Vernichtung autochthoner Geschlechter und anschließender Lustbarkeiten der Sieger, wird es nicht verwundern, dass die Geschichte von Perseus und Medusa fein säuberlich sich in diesen olympischen Erfolgsbogen fügt. Die neuen Herren des Götterhimmels samt ihren Damen lassen sich es durchaus angelegen sein, das ältere Geschlecht der Gaia endgültig besiegt zu wissen und diesem den entscheidenden Schlag zu verpassen; erleiden sollen diesen die Gorgonen, insbesondere die eine der drei: Medusa. Poseidon hatte sie bereits in einem Tempel der Pallas Athene vergewaltigt, diese hatte daraufhin sie in ein Ungeheuer von fürchterlichem Aussehen verwandelt – aber zu besiegen war sie immer noch und die erschreckende Hässlichkeit war nun mit eine ihrer schlimmsten Waffen: der petrifizierende Blick. Es braucht also einen wie Perseus, der – u.a. auch von Hermes, der Schutzinstanz der Strauchdiebe, Paketdienste und Hermeneutiker – mit mit allem ausgestattet wird, was es für diese Kommandoaktion braucht: Tarnkappe, Flügelschuhe, Sichelschwert und Schild sowie ein Beutel für die Beute – das Haupt der Medusa. Der Einzelkämpfer wird losgeschickt, erfüllt mit Geschick und Glück seine Mission, das Gaia-Geschlecht hat seine Macht verloren und Athene wird fortan an ihrem Brustpanzer das Haupt der Medusa tragen. Doch nicht gleich, denn Perseus wird zuvor noch Andromeda zu retten haben, wobei ihm zumindest ein Teil seiner Ausrüstung – und nun auch Medusens Kopf als zusätzlich einzusetzende Waffe (nach McLuhan wohl eine Prothese, was angelegentlich in seiner Dialektik zu spezifizieren wäre) – durchaus hilfreich sein wird, insbesondere in weiterer Folge wenn es den Besitz der Frau nun auch zu behaupten gelten wird. Diese Andromeda, angekettet und samt ihrem Haus von Poseidon bedroht, wird akkurat von Keto/s angegriffen – die mit ihrem Bruder Phorkys unter anderen die drei Gorgonen zeugt. Phorkys ist nun der alte Meeresgott, der gerade dabei ist seine Macht an Poseidon abtreten zu müssen, der wiederum Ketos einsetzt, gegen die nun Perseus vorgeht, der aber ohnehin gerade als He-Man gegen alle aus dem Geschlechte der Gaia zieht. Durchaus kompliziert dies alles – aber klar ist, dass Ketos ein Cetus und somit eindeutig als gewaltiger Wal zu dechiffrieren ist, wie auch Melville im »Moby Dick« (Perseus als erster überlieferter Walfänger; cf. Kap. 82) festgestellt haben wird. Irgendwann landen jedoch die meisten dieses umfassenden Figurenrepertoires wohlbehalten am Firmament und leuchten den Menschenseelen heim, auf ihrem rasenden Planeten. Perseus etwa in der Milchbar, wo er immer noch das Haupt der Medusa (β Persei aka Algol aka Teufelsstern aka Kopf des Dämons) in Händen hält, was somit als durchaus zeitintensive Angelegenheit sich erweist. In der Nähe des Perseus-Sternbilds sind u.a. auch jene von Andromeda, deren Eltern Kepheus und Kassiopeia sowie – der Wal, Ketos, zu finden. »There she blows!« heißt es vom Ausguck auf der Pequod, wenn der Wal seine Fontäne hoch in die Luft jagt, als wäre er in einer apokryphen Cetologie auch noch ein Radiant im Sternbild des Perseus, der nun die Perseiden sonderzahl aussendet (und Perseus soll zusammen mit Andromeda eine Menge Kinder in Szene gesetzt haben), was dann stets in der ersten Augusthälfte (und sintemal am 12. des Monats) nichts weniger als eine Verneigung vor der Renaissance, der Zentralperspektive und Florenz mit deren Meistern ist. Perseus lässt erneut grüßen, der dort ebenso das Haupt der Medusa hochhebt, wie Judith den Holofernes abzuschädeln im Begriff ist (wobei sie mit ihrem rechten Fuß bereits entspannt seine Hoden zerquetscht), während David in sich entrückt wirkt und Herkules dem Cacus den Schädel einschlägt. Poseidon, der an dem ganzen Schlamassel einschließlich erfolgreicher Machtübernahme nicht ganz unbeteiligt war, blickt derweil von seinem Brunnen aus herüber (als würde er an eine »trübe Rechnung« denken). Perseus, der Walfänger, lässt also die Perseiden los: ›There he blows!‹.