triest

wären manche unsrer meere um so manches seichter, 
hätte es der anstand mit dem handstand leichter leichter, 
falls erfordernis dereinst an ihn gerät, in see zu stechen, 
sozusagen durch die wellenschaft hin durch zu brechen 
und zu singen, was ihm sonsten nur obliegt zu schildern:  
dass er, wären manche unsrer meere um so manches tiefer, 
bilder lieferte, die mehr um manches manchen bildern 
glichen, die durch andre seichten sozusagen schiefer 
als die ausgefallnen fielen, die er nur erzwungen, 
wo hingegen grade seichtheit solche – durch bestechung, 
mehr als dieses meer zu meistern, das durch niederungen 
ja vermehrtes sei – äh, mindrer, sozusagen, sprechung 
an die oberfläche drücke, nämlich untief schöne, 
so dass dann das meer mit seinen vielen wellenmassen 
in so manchem maasse ihn dran hindre, dass er töne: 
dass es ihm unmöglich scheine, sie als bild zu fassen, 
welches man erwarte, dass er es durch manche zwänge 
doch in seinen griff bekomme, weil es ja mit faulen 
zwängen seinerseits ihn es doch abzubilden dränge 
und versuche, ihn durch manche schübe zu vergraulen, 
welche es, als nasser träger unsrer trocknen plätze, 
unaufhörlich schicke, dass er sich daran berausche,  
dass es aber sein geschick bei weitem überschätze, 
das in anderm ab bestehe, als in solchem tausche, 
ja, dass eben dieses schöne wogen ihn um manches hindre, 
das gewellte auch nur anstandshalber zu begreifen, 
was, im engern sinn, sein tuen wieder etwas mindre, 
wo es ihn schon so dazu verleite, abzuschweifen: 
dass er, wären wie sie sind, die meere, meere, 
nämlich sozusagen grosse schlabbrigfeuchte reize, 
keinen anlass sähe, dass er ihren trübsal kläre, 
weshalb er, erforderlichenfalls sich etwas spreize, 
auch wenns gälte, dass er eigentlich als feste brücke, 
was da angesammelt aus so vielen wellenbündeln 
quasi transportiere, dass ers aber unterdrücke, 
weil es manchmal nicht so leicht sei, sich durch sie zu schwindeln.

Reinhard Priessnitz: triest. In: Ders.: vierundvierzig gedichte. 4. Auflage. Graz, Wien: 2004 [= werkausgabe reinhard priessnitz, hgg. v. ferdinand schmatz, bd. 1], S. 35