Höge, Helmut (2006): Trotzki am Telefon. In: kommunikation@gesellschaft, Jg. 7, Essay 1.
… ist ein feiner neunseitiger Essay, der seinem Titel entsprechend eben Leo Trotzkis Verwendung des Telefons zum Thema hat und in dem natürlich auch die Frage des Abhörens sowie der gezielten Unterbrechung von Kommunikation eine nicht unerhebliche Rolle spielt.
Höge schreibt über/zitiert eine Revolutionsepisode, bei der die Telefonistinnen durch die Revolutionäre abgelöst werden:
Ein Matrose ergänzt: »Das war ein Geschrei, als wir mit unserm Trupp kamen. Die Telephonistinnen hysterisch durcheinander. Werfen die Arme hoch. Was ist Frauen, glaubt ihr, wir wollen euch erschießen? Ihr könnt gehn. Wir werden mit den Apparaten schon fertig. Und die raus. Die ganze Morskaja Straße voll von kreischenden Mänteln und Hüten (Gelächter).«
Trotzkis Autobiografie Mein Leben beinhaltet, wie auch Höge schreibt, verschiedentlich Vermerke zum Gebrauch des Telefons. Interessant ist der Apparat selbstverständlich, scheint er doch so präzise der Beschleunigungsidee entsprechen zu können, jene Unvermitteltheit zu befördern, von der Michael Wetzel schreibt, dass die »Stimme als Inbegriff authentischer, weil direkter Kommunikation über ihre körperliche Endlichkeit [triumphierte]«, was er dahingehend auslegt, dass »das Telephon – als zweites Attribut einer gewissermaßen ‚Göttlichkeit ex machina‘ – ihre Allgegenwärtigkeit garantierte« (Wetzel, Michael: Telephonanie. Kommunikation und Kompetenz nach J. G. Hamann. In: Eingebildete Texte. Affairen zwischen Psychoanalyse und Literaturwissenschaft. Hg. v. Jochen Hörisch u. Georg Christoph Tholen. München: Fink 1985, p.136-145).
Für die Literatur noch der Verweis auf:
Zelger, Sabine: Zum Umfeld der telefonischen Kommunikation in der deutschsprachigen Literatur. Eine soziologisch poetologische Untersuchung. Wien: Diss. masch. 1996