Der Lachkonserven-Kongress
Alljährlich findet in Las Vegas der LaKoKo statt, bei dem die aktuell letzten sechs Vertreter:innen der LaKoKo-Wissenschaften (es waren immer schon deren sechs) sich treffen, um die neuesten Ergebnisse ihrer Forschungen zur Geschichte und Theorie der LaKoKo einander vorzustellen. Ob es tatsächlich 1950 die Hank MCune-Show war (und das Wetteifern, wer von den Teilnehmenden tatsächlich die älteste Lachkonserve in ihrer:seiner Sammlung hat – ein Motiv für den natürlich einzubauenden Mord?), in der erstmals laugh tracks eingesetzt wurden, welche Rolle bei ihrer Erfindung und Einführung Shoa-Überlebende spielten, die es in die USA geschafft hatten, was der Korea-Krieg damit zu tun hatte, dass es einerseits um eine Meta-Hommage an das alte Hollywood-Kino und zugleich um die Thematisierung seines Untergangs durch TV-Serien geht, welche psychischen Folgen die Aufnahme unzähliger Lachkonserven für die Ausführenden hatte (und dass ab den 1970er Jahren eine signifikant hohe Anzahl der Lacher:innen – Biografienforschung – an einem Pynchon-Lektürezirkel teilhatte), ob Bachtins Karnevaltheorien hierbei eine Rolle spielen oder auch wie Lachen zwischen Subversion und Rekonstruktion sich finden kann, was Freud damit zu tun hatte und welche Bedeutung der Lachkonserven-Raster (die Lacher A.1–H.8 beispielsweise: G.2 ist einer, der das Lachen bei Sickerwitzen – verhalten –, ›Delay‹ als medienhistorisches Thema in die Konserve auf Knopfdruck mobilisiert &c.) für die Pattern Recognition semikünstlicher Intelligenzen gehabt haben wird (nicht zu vergessen die Theorie der LaKo-Enigma, dass durch eine spezifische Anwendung des Rasters codierte Botschaften für Lachkonserven-Schläfer:innen – die Agency! – übermittelt werden), die das Geschäft so geschichtslos wie reflexionsfrei in wenigen Jahren übernehmen sollen, die Rolle des so sehr lachenden wie artifiziell ausgeformten Scheinpublikums (das auf ewig auf aufmerksam gestellt ist, niemals ermüdet), wie das Lachen in den jeweiligen TV-Shows und manchen Filmen eingesetzt wird (und aufgrund welcher Umstände welche Lachkonserven falsch eingesetzt wurden), welche Formen von Absenz und Präsenz sich damit verbinden lassen, ob eine Vierte Wand damit hochgezogen bleibt oder eingerissen wird, die mögliche Verbindung der LaKo mit dem ›Ha Ha!‹ in SM-Chat-Verläufen, die gänzlich unterschiedlichen Kategorien von Playback und laugh track, die sehr eigentümliche Rolle japanischer Lachkonserven, ob die Lachkonservenmuster ähnliche Synchronisationsschema durchlaufen wie die TV-Shows (wird das Lachen so übersetzt und spezifisch geändert wie die je übersetzten ›Sager‹?) oder ob die strukturierte Lachkonservennummer überall gleich ist und damit eine ähnliche internationalistische Rolle wie einst die Stummfilmproduktion einnehmen könnte, wo die laugh tracks thematisiert und derartige Interventionen im Sinne der V-Effekte bewusst eingesetzt werden – – über all das und mehr referieren die sechs LaKoKo-Dauergäste in einer Sit Com-Studio-Deko, während die je fünf bis sechs Zuhörenden verdeckt in dieser Dekoration verteilt sind und ab und an eine Lachkonserve abspielen.
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Der Film und selbstverständlich das Hörbuch als Folgeprodukte des Buches (das ebenso selbstverständlich übersetzt werden muss).
Die Erzählorganisation folgt mitunter David Lodge’ Small World, es kann also auch eine Nachwuchs-Kraft eingebaut werden, zudem: laugh track meets love track und auch in Hotelbetten wird gelacht, Theorien der Serie und Intervention werden verhandelt, die Mediengeschichte seit Mitte des 20. Jahrhunderts sowieso.
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(Dies alles referenzierend auf erste Ergebnisse zum gegenständlichen Projekt, vorgetragen von M. Bruckner, C. Dirmhirn und P. Plener, nach einigen Partien Pétanque im Boulodrome Dornbach, 02/2024; Anm.)