Ja, ebenso wie eine aus Rädern und Gewichten zusammengesetzte Uhr nicht weniger genau alle Naturgesetze beobachtet, wenn sie schlecht angefertigt ist und die Stunden nicht richtig anzeigt, als wenn sie in jeder Hinsicht dem Wunsche ihres Konstrukteurs genügt, so steht es auch mit dem menschlichen Körper, wenn ich ihn als eine Art von Maschine betrachte, die aus Knochen, Nerven, Muskeln, Adern, Blut und Haut so eingerichtet und zusammengesetzt ist, daß, auch wenn gar kein Geist in ihr existierte, sie doch genau dieselben Bewegungen ausführte, die mein Körper jetzt unwillkürlich ausführt und die also nicht vom Bewußtsein ausgehen.
Descartes: Meditationen über die Grundlagen der Philosophie, 1641
Denn durch Kunstfertigkeit wird jener große Leviathan, Gemeinwesen oder Staat genannt (lateinisch civitas), erschaffen, der nur ein künstlicher Mensch ist […] und in dem die Souveränität eine künstliche Seele ist, insofern sie dem ganzen Körper Leben und Bewegung verleiht; […] Denn da ja das Leben nur eine Bewegung von Gliedern ist, deren Beginn in irgendeinem Hauptteil liegt, warum können wir dann nicht sagen, daß alle Automaten (Maschinen, die sich durch Federn und Räder bewegen, wie es eine Uhr tut) ein künstliches Leben haben? Denn was ist das Herz anderes als eine Feder, was sind die Nerven anderes als lauter Stränge und die Gelenke anderes als lauter Räder, die dem ganzen Körper Bewegung verleihen, wie es vom Konstrukteur beabsichtigt wurde?
Hobbes: Leviathan, 1651
Le corps humain est une Machine qui monte elle-même ses ressorts; vivante image du movement perpetual. […] Entrons dans quelque détail de ces ressorts de la Machine humaine. […] le corps humain est une horloge, mais immense […] Concluons donc hardiment que l’Homme est une Machine;
La Mettrie: L’Homme machine, 1747
Der menschliche Körper ist eine Maschine, die selbst ihre Federn aufzieht; ein lebendiges Ebenbild der unaufhörlichen Bewegung. […] Gehen wir nun ausführlicher auf diese Triebfedern der menschlichen Maschine ein. […] Der menschliche Körper ist eine Uhr, aber eine gewaltige […] Ziehen wir also den kühnen Schluss, dass der Mensch eine Maschine ist[.]
I wish either my father or my mother, or indeed both of them, as they were in duty both equally bound to it, had minded what they were about when they begot me; […] Pray my Dear, quoth my mother, have you not forgot to wind up the clock?—Good G..! cried my father, making an exclamation, but taking care to moderate his voice at the same time,—Did ever woman, since the creation of the world, interrupt a man with such a silly question?
Sterne: Tristram Shandy, 1759 ff.; Chap. I.1
that from an unhappy association of ideas, which have no connection in nature, it so fell out at length, that my poor mother could never hear the said clock wound up,—but the thoughts of some other things unavoidably popped into her head—& vice versa:—
ibid.; Chap. I.1
Ich Mache anspräche auf Ihre gesälschafft Morgen Nachmittag, Ja Ja ich werde kommen, höre ich sie sagen, nun Gutt, wir erwarten sie, dan wird auch meine Uhr aufgezogen werden, verzeihen Sie mir diese erinnerung Meine Freundin und Ich überschicken Ihnen einenn Kuß, per Simpatie die Lufft wird doch woll im Kneiphoff dieselbe seyn, damit unser Kuß nicht die Simpatetische Krafft verliret, Leben Sie Vergnügt und Wohl
Maria Charlotta Jacobi an Immanuel Kant, 12.6.1762*
My soul is more than matched; she’s over-manned; and by a madman! […] But my whole clock’s run down; my heart the all-controlling weight, I have no key to lift again.
Melville: Moby-Dick, 1851; Chap. 38
[…] Mr. Leuchtag: Liebchen – sweetness heart, what watch?
Casablanca, 1942 – Ausschnitt
Mrs. Leuchtag: Ten watch.
Mr. Leuchtag: Such much?
Carl: Hm. You will get along beautiful in America, […].
By continuously embracing technologies, we relate ourselves to them as servo-mechanisms. That is why we must, to use them at all, serve these objects, these extensions of ourselves, as gods or minor religions. An Indian is the servo-mechanism of his canoe, as the cowboy of his horse or the executive of his clock. […] As a piece of technology, the clock is a machine that producesuniform seconds, minutes, and hours on an assembly-line pattern. Processed in this uniform way, time is separated from the rhythms of human experience. The mechanical clock, in short, helps to createthe image of a numerically quantified and mechanically powered universe. It was in the world of the medieval monasteries, with theirneed for a rule and for synchronized order to guide communal life, that the clock got started on its modern developments. Time measured not by the uniqueness of private experience but by abstract uniform units gradually pervades all sense life, much as does the technology of writing and printing. Not only work, but alsoeating and sleeping, came to accommodate themselves to the clock rather than to organic needs.
McLuhan, Understanding Media, 1964
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* Eugen Kühnemann berichtet 1895 in seiner Herder-Abhandlung, dass die »Normaluhr Königsbergs« »eines Tages im Jahre 1762 abends um 7 Uhr nicht auf seinem Spaziergang gesehen wurde«. Jetzt natürlich: Gerücht!