Rätsel

1.

Jules Verne — Reise zum Mittelpunkt der Erde (EA 1864)

2.

Jules Verne — Die Jangada (EA 1881)

3.

Edgar Allan Poe — Der Goldkäfer (EA 1843)

4.

Jules Verne — Mathias Sandorf (EA 1885)

5.

Arthur Conan Doyle — The Dancing Men (1903)

6.

Arno Schmidt — An die Exzellenzen (1949)

ad 1:

Es sind, wie in allen Rätseln 1—3 (abgesehen von der Übersetzung aus dem Französischen bzw. Amerikanisch-Englischen), jeweils weitere Fremdsprachen eingeschoben, diesfalls u.a. Latein.

ad 2.:

& dazu der Hinweis auf die im Zuge des Lösungsweges vielfachen Bezugnahmen auf den amerikanischen Kryptologen E.A. Poe:

»›Ich brauche ja nur nach der Methode vorzugehen, die das große analytische Genie, das sich Edgar Poe nennt, vorgegeben hat!‹
Richter Jarriquez spielte mit diesen Worten auf eine Novelle des berühmten amerikanischen Schriftstellers an, der in seinem ›The gold bug‹ ein vielgelesenes Meisterwerk geliefert hat. In dieser Novelle wird eine aus Ziffern, Buchstaben, algebraïschen Zeichen, Sternchen, Punkten und Kommas zusammengesetzte Geheimschrift einer höchst sinnreichen mathematischen Untersuchungsmethode unterworfen und auf wirklich überraschende Weise entziffert, was die Verehrer dieses scharfsinnigen Autors nicht vergessen haben dürften.
[…] Der Beamte, der ›seinen‹ Gold bug (Goldkäfer) wiederholt gelesen hatte, war mit den sorgsam befolgten analytischen Verfahren Egar Poes [dass diesem bei den Dechiffriertafeln Abschreibfehler unterlaufen waren, musste er nicht wissen; Anm.] ausreichend vertraut und beschloß, es bei dieser Gelegenheit anzuwenden.«

Jules Verne: Die Jangada. 800 Meilen auf dem Amazonas. Die Andere Bibliothek 2018, S. 336

(Wobei Verne natürlich nicht umhin kann, ein noch weitaus vertrackteres Dechiffrierungssystem, das mit zwei Schlüsseln operiert – »man muß das ›Wort‹ kennen [und] über die ›Chiffre‹ unterrichtet sein« –, zur Anwendung zu bringen. Ein Vergnügen; insgesamt.)

ad 3.:

ad 4.:

Die von Verne im 1885 veröffentlichten »Mathias Sandorf« genutzte Chiffrierung operiert (die Handlung spielt 1867) mit dem von Fleißner 1881 (Wikipedia) publizierten System. (Die notwendige Fleißnersche Schablone muss bei Verne mittels Kopie entwendet werden und die Mehrsprachigkeit der Verschlüsselnden spielt auch hier eine Rolle; hinzu kommt dass die Nachricht verkehrt herum geschrieben und an ihr Ende ein Codebegriff gesetzt wurde.) Verne wendet also in den drei hier angeschnittenen Romanen drei verschiedene Codierungsmuster an und erklärt diese haarklein. (Ohnehin sind Enträtselungen ein von Verne gerne eingesetztes Stilmittel. Man denke etwa an Die Kinder des Kapitän Grant/Les Enfants du Capitaine Grant von 1868, wenn eine dreisprachig gehaltene und sehr unvollständige Flaschenpost-Nachricht zu verstehen versucht wird. [Dass das wiederum mit einer mehrfachen Fehllektüre verknüpft ist, dass es eine Koinzidenz zu scheinbar ironischen Verweisen auf Phantominseln in Melvilles Moby-Dick gibt, die allerdings verbatim genau so sich zugetragen haben und von Melville rezipiert worden sein könnten, bevor noch Verne davon erfahren hätte – was ohnehin nicht so wahrscheinlich ist –, wir hier 1, 2 Kontexte für Abweichungen haben …: Tatsächlich, also, dürfte es zumindest 1843 genau so einen Fall der maritimen Fehllesart gegeben haben, im Zshg. mit einem Walfänger aus New Bedford – und präzise die Insel betreffend, die zu suchen und finden der Verne-Roman aus 1868 verhandelt. Allerdings lag der Fehler nicht bei der Walfängern und Logbuch-Eintragenden, sondern bei denen, die es auslasen.)

ad 5.

Das alles pars pro toto. Holmes löst die scheinbar so perfekte Geheimschrift der tanzen Männchen (EA in: The Strand Dez. 1903; danach in The Return of Sherlock Holmes 1905) mit einer realiter recht simple Häufigkeitsanalyse (jedes ›tanzende‹ Männchen steht für einen Buchstaben, ›Holmes‹ löst das indem er die Häufigkeit der Buchstaben in englischsprachigen Texten auf ebendiese Botschaften anwendet und ein paar Konjekturen setzt) und verfasst mit derselben Methode einen Lockbrief an den Gangster:

»You wrote it? There was no one on earth outside the Joint who knew the secret of the dancing men. How came you to write it?«
»What one man can invent another can discover«, said Holmes.

Arthur Conan Doyle: The Adventure of the Dancing Men. In: Dress.: Sherlock Holmes. The Complete Facsimile Edition. Wordsworth Edition 1990, S. 583–598, hier S. 597

ad 6.:
Hierzu – siehe auch: Exzellenzen – gibt’s k/eine Auflösung; wohl über ein paar Jahrzehnte hin zerbrachen Schmidtianer:innen die schönen Köpfe sich, um dann zu lesen, was Alice Schmidt am 13. März 1949 ins Tagebuch eintrug:

Gerade Schmidt, von dem es aus 1937 ein Fragment gibt – Die Insel (verf. in Lauban) –, das er seiner Frau Alice zueignete. Allerdings gibt’s darin nicht vorneweg die Wiedergabe einer zu dechiffrierenden Botschaft, sondern nur Klartext: auf nach Atlantis!