Der Mars. In den 1980er Jahren entdeckt ein aus zehn Raumschiffen zusammengestelltes, global kollaborativ aufgezogenes Menschheitsunternehmen, dass der Mars von einer unterirdisch sich eingerichtet habenden Zivilisation bewohnt wird. Ihr Anführer ist, vergleichbar einem Papst – oder DOGEn –, der Elon. (Ein solcher findet sich auch im AT, Buch der Richter, Kap. 12: »Ibzan richtete Israel sieben Jahre lang. Dann starb er und wurde in Betlehem begraben. Nach ihm richtete Elon, der Sebuloniter, Israel; er richtete Israel zehn Jahre lang. Dann starb der Sebuloniter Elon und wurde in Ajalon im Land Sebulon begraben.«):

The Martian government was directed by ten men, the leader of whom was elected by universal suffrage for five years and entitled »Elon.« Two houses of Parliament enacted the laws to be administered by the Elon and his cabinet.
Wernher v. Braun: Project Mars. A Technical Tale. Übers. v. Henry J. White, Burlington: Apogee Books 2006, S. 177.
The Upper House was called the Council of the Elders and was limited to a membership of 60 persons, each being appointed for life by the Elon as vacancies occurred by death. In principle, the method was not unlike that by which the College of Cardinals of the Roman Catholic Church is appointed. Usually the Elon chose historians, churchmen, former cabinet members or successful economic leaders who could offer lifetimes of valuable experience. The Council of Elders, however, had but limited authority. Proposed laws could be approved or disapproved as presented, but no riders, amendments or alterations could be voted. The Council of the Elders could stimulate, suggest and test legislation. Its main purpose was not action, but rather to assure the continuity of the basic thought on legislation, as also the protection of that thought.
Der von Braun mit der V2. Seiner Erzählung stellte er – ganz reichsdeutscher Bildungsbürger – ein Motto voran, aus Faust. Der Tragödie erster Teil; es ist »Nacht«:
Ein Feuerwagen schwebt auf leichten Schwingen
V. 702–713
An mich heran! Ich fühle mich bereit,
Auf neuer Bahn den Äther zu durchdringen,
Zu neuen Sphären reiner Tätigkeit.
Dies hohe Leben, diese Götterwonne,
Du, erst noch Wurm, und die verdienest du?
Ja, kehre nur der holden Erdensonne
Entschlossen deinen Rücken zu!
Vermesse dich, die Pforten aufzureißen,
Vor denen jeder gern vorüberschleicht.
Hier ist es Zeit, durch Taten zu beweisen,
Daß Manneswürde nicht der Götterhöhe weicht[.]

Darauf eine »einzige Phiole« (V. 690)! Verfasst hat v. Braun – dem in den englischsprachigen Ausgaben als »Rocket Man« Gewürdigtem (er kam den biografischen Abrissen zufolge ca. 1945 auf die Welt, die amerikanische Menschheit zu entfesseln) – seine Erzählung etwa 1948/49, bevorwortet hat er diese mutmaßlich 1950 (in »Fort Bliss, Texas«). Sie zu drucken bot er 18 US-Verlegern an – und keiner wollte. Das Skript selbst, die Romanhandlung, endet mit einer Grabrede, auf den Helden, der auf der vorletzten Seite der Erzählung mit einer Zigarre in den Händen nach bestandenen Missionen stirbt: »His immortal creations will have given mortal man an immortal future.« Epitaph. Der Roman verschwand erstmal in der Schublade.
Der Fiction folgte allerdings sogleich die Science, auf die Romanhandlung folgt (S. 215–279) ein umfassender »Wissenschaftlicher Apparat« (dieser wurde 1951 auf einer Weltraum-Konferenz vorgetragen, 1952 als »Das Marsprojekt« bei Umschau auf Deutsch und übersetzt 1953 auf Englisch in der University of Illinois Press publiziert) – quasi die Machbarkeitsstudie und der wissenschaftliche Beleg für die Glaubwürdigkeit der Fiktion – mit Berechnungen, Tabellierungen, Formeln, Literaturhinweisen, Diagrammen etc., sodann folgen in der Apogee-Ausgabe zwei biografische Darstellung des WvB, die beide sein Dasein als »Rocket Man« etc. feiern. (Vorwort von 2006: »In this never-before-printed science fiction novel, Wernher von Braun, combines technical fact with a human story line in the way that only a true dreamer can realize.«)
Braun schreibt in seinem Vorwort: »It is therefore my desire that the reader should not remain ignorant of the tremendous impact on military science of the field of rocketry. My most earnest hope is that the world may be spared another conflict, but if such a conflict should be inevitable, as appears at times, I want the homeland of my free choice, America, to hold the weapon of rocketry against her adversaries, whoever they may be.« (S. 8) Die Referenzierung auf den militärisch-industriellen Komplex, die Dankbarkeit sind eindeutig – besonders schön aber kommt »the homeland of my free choice, America« bei einem SS-Obersturmbannführer, der nicht nur dem Kürzel A4 eine neue Bedeutung mitzugeben wusste (wo liegen eigentlich Mittelbau-Dora oder Peenemünde?), sondern samt seinem Team und etwa 100 V2 (vormals A4 aka Aggregat 4)-Raketen im Rahmen der Operation Overcast aus dem Westen Deutschlands nach Fort Bliss verbracht wurde.
(Anm. 1: Ein Musk-Biograf, Walter Isaacson, behauptet, dass dessen Eltern ihn nach dem Mars-Führer benannt hätten. Elon Musk wurde 1971 geboren, Brauns Roman erschien erstmals und naturgemäß posthum 2006. Im sog. Wissenschaftlichen Apparat, der für sich Anfang der 1950er publiziert wurde, kommt kein »Elon« vor, den gibt es mehr oder weniger nur an der obzitierten Stelle. Es muss also für die Isaacson-These – die zuletzt Fintan O’Toole in dem Essay »From Comedy to Brutality« für die New York Review of Books nochmals ins Spiel brachte und die seitdem von deren deutschsprachigen Abonnent:innen entzückt nachgebetet wird – schon kräftig spekuliert werden, um das Roman-Typo-/Manuskript v. Brauns aus dessen Schublade nach Südafrika gelangen zu lassen. Wahrscheinlich wurde der Wissenstransfer mit Blutdiamanten bezahlt – oder der eine Großvater mütterlicherseits hieß halt bereits Elon und der Vater von nunmehr Elon II. kam dann 2006 ff. – SS-Science Fiction lesend – auf eine durchgeknallte Ableitung, lallte in einem Interview von Koinzidenz und keiner sah auf die Publikationsdaten. Kann ja sein …)
V2 ist quasi A4, auch der Countdown ist eine DIN – und ein Elon ist vielleicht nur fast ein Wernher.
(Anm. 2: Der Countdown – »You too may be a big hero, / Once you’ve learned to count backwards to zero.« (Tom Lehrer, Wernher v. Braun, 1965) – ist jedenfalls eine Erfindung aus Deutschland: Fritz Lang, 1929, für »Frau im Mond«.)
Querverweise:
Tom Lehrer – Wernher von Braun (YouTube)
Stanley Kubrick – Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb (Youtube)