18.1.2019; seit 14.00 Uhr war es soweit und die Server-Farmen in Bargfeld »leuchteten wie die Scheiben brennender Irrenhäuser«. Die Arno Schmidt-Stiftung hat mit der Elektronischen Bargfelder Ausgabe [EBA] das bislang wie insgesamt beste, patent & kompetent strukturierte, online-Findmittel betreffend das Gesamtwerk eines Autors/einer Autorin ins Netz gestellt. (Eine digitale Bücherwand wie eine Feuerstellung.)
Dabei wäre in zweifacher Hinsicht herauszustreichen, was (abgesehen von ansprechender Umsetzung, Funktionalitäten) das Besondere der EBA ist: dass auf die materielle Eigentümlichkeit des gerade bei Schmidt so wesentlichen Zusammenhangs von Manuskript und Buch, Schreibmaschine und Buchsatz, nicht nur nicht vergessen und folglich nicht einfach alles in einen schier bewusstlosen Datensatz aka Zeichensteinbruch geschleudert wird, aus dem ohne Zusammenhang sich feinste Sentenzen brechen lassen, sondern dass vielmehr dieser so grundlegende Konnex zur Grundlage des Darstellungsprinzips gemacht wurde. Man kann nun alles finden – etwa so: »Die Suchmöglichkeiten wurden Schmidts ›Verschreibkunst‹ angepaßt, das heißt, unscharfe Suchen erhöhen die Chance, auch unkonventionelle Orthographie mit zu erfassen« –, aber die fürs Verstehen zwingend notwendige Rückführung auf das gedruckte Buch erfolgt bei jedem Zugriff.
Zum Zweiten wird nicht davon ausgegangen, dass man nunmehr der Materialität der Bücher Schmidts entbehren könnte – gerade die Berücksichtigung der je erfolgten typografischen Umsetzung zeichnet dieses »Findmittel« aus. Dadurch werden die medial-materiellen Zusammenhänge des Schmidtschen Werks deutlich & wird anhand der je erforderlichen Kulturtechniken (man muss beides können) die Unablösbarkeit des gedruckten Buches durch Digitalmedien klar. Das eine wird neben dem anderen bestehen.
(Was man sich zumindest ein bisschen wünschen darf: Dass einmal neben den Satzarbeiten von Friedrich Forssman auch Typo- und Manuskripte Schmidts online gestellt werden.)