Von Strassenlampen (1912) zu Straßenlampen (1915) zur Straßenbahn (1918). Was Franz Kafka unter dem Datum des 4. Oktober 1911 notiert, wie es um das Licht beschaffen sei, dass von draußen in die dunkle Wohnung dringe, in mehreren Anläufen dies erprobend, findet sich (vom 1912 verfassten Manuskript der »Verwandlung« abgesehen) merkwürdig aufgeteilt in den Druckausgaben der 1. und 2. Auflage,
(Abgesehen von Lichteffekten: Dass die »Elektrische« schlussendlich und nach dem Tod des Gregor Samsa die Eltern und die Schwester, mit ihrem jungen, sich dehnenden Körper, ins Freie bringen wird, in eine scheinbare Neugestaltbarkeit von Leben, lässt sich erwähnen.)
Die von dem elektrischen Licht auf der Strasse und Brücke unten auf die Wände und die Decke geworfenen Lichter und Schatten sind ungeordnet zum Teil verdorben einander überdeckend und schwer zu überprüfen.
Kafka, Notat v. 4.10.1911 (Oxforder Quartheft 1, 30v)
Der Schein der elektrischen Strassenlampen la[ch]g bleich hie und da auf der Zimmerdecke und auf den höhern Teilen der Möbel, [u]aber unten bei Gregor war es finster.
Die Verwandlung, Manuskript: Oxforder Quartheft 17, 13v f.
Der Schein der elektrischen Straßenlampen lag bleich hier und da auf der Zimmerdecke und auf den höheren Teilen der Möbel, aber unten bei Gregor war es finster.
Die Verwandlung, 1. Auflage, Kurt Wolff Verlag 1915
– Der von der unten fahrenden Elektrischen an die Decke emporgeworfene Glanz fährt weisslich, schleierhaft und mechanisch stockend die eine Wand und Decke, in der Kante gebrochen, entlang.
Kafka, Notat v. 4.10.1911 (Oxforder Quartheft 1, 30v)
Der Schein der elektrischen Straßenbahn lag bleich hier und da auf der Zimmerdecke und auf den höheren Teilen der Möbel, aber unten bei Gregor war es finster.
Die Verwandlung, 2. Auflage, Kurt Wolff Verlag 1917 [recte 18]
Dazu der Hinweis auf eine hierzu passende Lektüre: Von Adriano Sofri erschien bei Wagenbach (2019) der Band: »Kafkas elektrische Straßenbahn. Wie Die Verwandlung verwandelt wurde – eine philologischer Krimi«; Korrekturen, Übersetzungs- und Satzfehler, Straßenbahnen und -lampen, Atmosphären und Licht, vertauschte Auflagen … whodunit? Eine Spurensuche.
Die FKA von Reuß/Staengle (Stroemfeld/Roter Stern ☞ Wallstein ☞ Klostermann) bleibt für Kafkas Schriften das Lektüremaß. Liest man.