Von 13.—15. August 1860 nahm ein Fotograf der k.k. Hof- und Staatsdruckerei von der Spitze des Stephansturms mit einer Petzval (Format der »Salzpapiere« 77×73 cm) etwa 12 Bilder auf, die ein Wien avant la Ringstraße zeigen (das Foto unten zeigt beispielhaft den Blick Richtung Wien VII., die Skizze weist die Gebäude aus). Der Stadtplan von 1858 (zu sehen u.a.: der Theseustempel) gibt den Grundriss dessen vor, was Adalbert Stifter 1858/59 in »Vom Sankt-Stephansturme« (eine wesentlich neubearbeitete Aufnahme des Themas von 1841, »Aussicht und Betrachtungen von der Spitze des St. Stephansturmes«; cf. auch Stifters Glacis) aufnimmt und in sorgfältig wechselnden Verfahren der Unschärfe und Präzision zu einem Textpanorama sondergleichen ausarbeitet. Dass auch er einmal Goethes vergleichsweise weniger außergewöhnliche Darstellung der Aussicht vom Straßburger Münster — »Es ist völlig, als wenn man sich auf einer Montgolfiere in die Lift erhoben sähe.« (in: »Aus meinem Leben«, 9. Buch) — gelesen hatte, soll nicht in Abrede gestellt werden. Stifter entwickelt einen spezifischen Blick der Klarheit und nebstdem einen Begriffsapparat eigenen Zuschnitts. Rundpanorama, Diorama, Camera obscura und Fernrohr sind jene technischen Hilfsmittel, die der Text nutzt und souverän hinter sich lässt.