Denn was ist dieser Besitz anderes als eine Unordnung, in der Gewohnheit sich so heimisch machte, daß sie als Ordnung erscheinen kann? Sie haben schon von Leuten gehört, die am Verlust ihrer Bücher zu Kranken, von anderen, die an ihrem Erwerb zu Verbrechern geworden sind. Jede Ordnung ist gerade in diesen Bereichen nichts als ein Schwebezustand überm Abgrund. »Das einzige exakte Wissen, das es gibt«, hat Anatole France gesagt: »ist das Wissen um das Erscheinungsjahr und das Format der Bücher«. In der Tat, gibt es ein Gegenstück zur Regellosigkeit einer Bibliothek, so ist es die Regelrechtheit ihres Verzeichnisses.
Walter Benjamin: Ich packe meine Bibliothek aus. In: Ders.: Gesammelte Schriften Bd. IV.1, hg. v. Tillmann Rexroth. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1991, S. 388–396, hier: S. 388f.