Seinsgesetze

Empirisch Wirkliches ist gemäß klassischem Glauben einer metaphysischen Metamorphose (Erlösung) nicht fähig, weil eine solche transzendentale Verwandlung bedeuten würde, daß es aus dem vorgegebenen Rahmen von Sein-überhaupt heraustreten müßte. Wie sonst aber könnte Seiendes existentiell Seiendes sein, wenn nicht als Repräsentation von Sein-überhaupt!
Dieser klassische Seinsbegriff ist in der Idee des Homunkulus vorausgesetzt. Der »chymische« Prozeß, durch den jenes gespenstische koboldhafte Wesen aus der Retorte erzeugt werden kann, muß der Natur selbst überlassen werden, weil sie eben die einzige Realitätsform darstellt und sich deshalb immer nur selbst wiederholen kann. Der Mensch steht dabei und schaut der Natur bloß zu, wie sie im abgeschirmten Raum des »chemischen« Reagenzprozesses seine Gestalt und Funktion in diminutiven Abmessungen noch einmal produziert. Sein Beitrag besteht nur darin, daß er die alchimistischen Formeln liefert, die den Reduplikationsvorgang in Gang setzen sollen. Von dem Moment an jedoch, wo der Prozeß wirklich beginnt, ist seine Mitarbeit endgültig ausgeschlossen. Es sind ihm unverständliche transzendente Seinsgesetze, die den Prozeß durchführen sollen.

Gotthard Günther: Das Bewußtsein der Maschinen. Eine Metaphysik der Kybernetik [1957]. Frankfurt: Klostermann 2021, S. 153.

Penfield-Homunculus

Homunc/kulus, Robot/er, Golem, Frankenstein, Künstliche Intelligenzen, Verwaltung als Black Box. Die Box der Verwaltung war nie so Black als in der neuen Umnachtung.