Akt & Fakt

Anzuzeigen ist ein Aufsatz für den Band Austrian Studies: Literaturen und Kulturen. Eine Einführung. (Anlässlich der Emeritierung von Roland Innerhofer am 30. September 2020.) Hg. v. Desiree Hebenstreit et al. Wien: Präsens 2020. Auf gut 600 Seiten werden Geschichtsbewusstsein, Topographien, Bürokratie und Institutionen, Rhetoriken und Debatten, Architektur, Migration und Mehrsprachigkeit sowie Avantgardistische Provokationen und Mehrsprachigkeit verhandelt.


Zum Themenkomplex ›Bürokratie und Verwaltung‹ durfte ich eine Einsichtsbemerkung beitragen, die mittels der Frage nach Kultur- und Medientechniken – von Verwaltung | Literatur – zwei Romanfragmente des 20. Jhdt.s als veritable Amtliche Schriften zu kennzeichnen bestrebt ist: Akt & Fakt. Konkreter geschrieben geht es ho. um den Beitrag Akt und Fakt – Einsichtsbemerkungen zur Verwaltung in Kafkas Schloss und Musils Mann ohne Eigenschaften (S. 223–232):

Immer wieder ist in Franz Kafkas Schloss und Robert Musils MoE von Verwaltungen und Bürokraten die Rede. Beide Romane beispielhaft als Verbindungsstücke kanonisierter Literatur mit Ministerium, Bureau und Proc/zessen einzustufen, liegt nahe. Wer wie die zwei namhaft gemachten Autoren mit Aktenzeichen, Ablagen (& der Gefahr, in Verstoß zu geraten) und Approbationen zu arbeiten gelernt hat, mit den Kulturtechniken amtlicher Zeichenverarbeitung und Siglensetzung vertraut ist, hat unabhängig von ›literarischen‹ Arbeiten und autobiografischen Textsorten sowohl auf dem amtlichen als auch dem privaten Schreibtisch stets ein je zweites Aufzeichnungssystem bzw. Register parat. Die Schnittstellen von Verwaltung und Literatur, so die These, sind mannigfaltig. Deshalb würde die Privatangestellte ganz richtig liegen, die 1929 Kracauer Aus dem neuesten Deutschland über ihr »Büroleben« bescheinigt: »Das steht doch schon alles in den Romanen«. (NB: Bedienstete ohne Eigenschaften und -interessen führen in je zuständigen Behörden einem Akt nach Ausstattung mit einer Geschäftszahl von ›Fiktionen‹ geschiedene ›Fakten‹ zu – David Foster Wallace’ Pale King, noch ein Roman-Fragment, wäre dem Schloss und dem Mann ohne Eigenschaften (hier durchgängig als MoE geführt) als ebenbürtig für die Durcharbeitung von Fakten und Fiktionen zuzuordnen –, geben diesem seine Zeit und helfen ihm über diverse Vorstufen, damit er seinen Lauf nehme und zugleich alle Berufungsgrundlagen in sich trage; jeder derart medialen Entität ist eine rekursive Grammatologie – cf. Cornelia Vismann – eingeschrieben.)

Der Rest steht im Band:


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