»[G]edankenreiche Bücher sind Geister in körperlicher Gestalt. Wenn es je Erscheinungen von Geistern giebt, so sind sie in geistreichen Büchern anzutreffen.« (Johann Adam Bergk: Die Kunst zu denken. Ein Seitenstück zur Kunst, Bücher zu lesen. [Leipzig, 1802])
»Daher ist eine Geisterfurcht besser als eine Geistererscheinung, ein Geisterseher besser als hundert Geistergeschichten; nicht das gemeine physische Wunder, sondern der Glauben daran malt das Nachtstück der Geisterwelt.« (Jean Paul: Titan, 1800–1803)
Die Geistererscheinungsbedürfnisanlage Wirkungspoetik am Rad drehend: »Hat indes ein Dichter die bedeutende Mitternachtsstunde in einem Geiste schlagen lassen: dann ist es ihm auch erlaubt, ein mechanisches zerlegbares Räderwerk von Gaukler-Wundern in Bewegung zu setzen« (ibidem)
Und dann ackerte Hegel im Schein der Laterna magica schon durch die nächtlichen Phantasmagorien mit blutigen Köpfen und weißen Gestalten, fand in den Spurrillen die geisterhafte Jeaner Realphilosophie: »Der Mensch ist diese Nacht, dies leere Nichts, das alles in ihrer Einfachheit enthält – ein Reichtum unendlich vieler Vorstellungen, Bilder, deren keines ihm gerade einfällt – oder die nichts als gegenwärtige sind. Dies [ist] die Nacht, das Innere der Natur, das hier existiert – reines Selbst. In phantasmagorischen Vorstellungen ist es ringsum Nacht; hier schießt dann ein blutig Kopf, dort eine andere weiße Gestalt hervor, und verschwinden ebenso. Diese Nacht erblickt man, wenn man dem Menschen ins Auge blickt – in eine Nacht hinein, die furchtbar wird –, es hängt die Nacht der Welt hier einem entgegen.« (GWF Hegel: Jenaer Systementwürfe III. Naturphilosophie und Philosophie des Geistes, 1805/06)
Hegels sehen dir nächtens [unverwandt] ins Antlitz [und lesen dich – Skoteinos! –,] wenn mit offenen Augen du träumst [und nachtmahrst].
Die klopfenden Geister, die uns das Morsen aufzwangen, bis wir zwischen den Schaltkreisen uns im Rauschen verloren, schlurfen hingegen müder schon in seriösen Séancen, als Gespenster, Avatare, Fantasmen, Revenants und diskrete Maschinen.
Es bleibt das »Eindicken eines Stoffes, dessen innerste Kräfte und Geister sich während dieses Vorgangs als Dampfwolke davonmachen.« (Musil: MoE I.116, 1930) Bei Geister-, Gespenster- &c.-Erscheinungen geht es eben nicht darum, ob diese ›real‹ sind, sondern dass sie gesehen/erzählt/reproduziert werden.
»Unsere Geister werden durch Wien wandern / Am Hofe umherirren, die sogenannten Herrschaften erschrecken.« (Gavrilo P.)
»Fürchtet den Dichter nicht, wenn er edel zürnet, sein Buchstab [/] Tötet, aber es macht Geister lebendig der Geist.« (Irgendwas mit Hölderlin)