Gustave Flaubert: Madame Bovary. Sitten in der Provinz. Hg. u. übers. v. Elisabeth Edl. München: Hanser 2012
– die je letzten Sätze der Kapitel:
Man hatte ihr ja vorausgesagt, dass sie unglücklich würde; und am Ende bat sie um irgendeinen Saft für die Gesundheit und ein bisschen mehr Liebe. (I.1)
Sie hatte ihn geliebt, alles in allem. (I.2)
Es gab also eine Hochzeit, zu der dreiundvierzig Personen kamen, bei der man sechzehn Stunden tafelte, die am nächsten Tag weiterging und ein bisschen noch an den darauf folgenden. (I.3)
Das alte Dienstmädchen erschien, begrüßte sie feierlich, entschuldigte sich, weil das Essen nicht fertig war, und bat Madame, sie möge doch einstweilen ihr Haus in Augenschein nehmen. (I.4)
Und Emma versuchte herauszufinden, was man im Leben eigentlich verstand unter den Worten Seligkeit, Leidenschaft und Rausch, die ihr so schön erschienen waren in den Büchern. (I.5)
Aber das bange Gefühl einer neuen Seelenstimmung, oder vielleicht die von der Anwesenheit dieses Mannes bewirkte Unruhe, hatte ausgereicht, ihr vorzugaukeln, sie besitze endlich diese wundervolle Leidenschaft, die bisher wie ein großer Vogel mit rosa Federkleid im Glanze poetischer Himmel schwebte; – und nun konnte sie nicht glauben, dass die Ruhe, in der sie lebte, das Glück sein sollte, von dem sie geträumt hatte. (I.6)
Sie erreichten ihr Ziel bei Einbruch der Nacht, als man gerade Lampions im Park entzündete, um den Wagen hereinzuleuchten. (I.7)
Und allmählich verschwammen in ihrem Gedächtnis die Physiognomien, sie vergaß die Melodien der Kontertänze, sie hatte die Livreen und die Räume nicht mehr so deutlich vor Augen; Einzelheiten verflogen, aber die Sehnsucht blieb. (I.8)
Als sie Tostes im März verließen, war Madame Bovary schwanger. (I.9)
Ein anderer hatte fünfzig Meilen in gerader Richtung zurückgelegt und vier Flüsse durchschwommen; und sein eigener Vater hatte einen Pudel besessen, der war zwölf Jahre fort gewesen und eines Abends auf der Straße plötzlich an ihm hochgesprungen, als er zum Abendessen in die Stadt ging. (II.1)
Sie glaubte nicht, dass die Dinge sich an verschiedenen Schauplätzen von der gleichen Seite zeigen konnten, und nachdem der bisher gelebte Teil schlecht gewesen war, wurde der noch verbleibende gewiss besser. (II.2)
Charles hatte nicht den Eindruck gemacht, als sei er übermäßig interessiert an seinem Besuch; und Léon wusste nicht, wie er sich verhalten sollte, zwischen der Angst, aufdringlich zu sein, und der Sehnsucht nach einer Vertrautheit, die ihm beinahe unmöglich schien. (II.3)
Sie wusste nicht, dass der Regen auf Häuserterrassen Seen bildet, wenn die Traufen verstopft sind, und sie hätte sich auch weiter in Sicherheit gewiegt, da entdeckte sie plötzlich einen Riss in der Mauer. (II.4)
»Aber bei mir«, entgegnete Emma, »hat es nach der Hochzeit erst angefangen.« (II.5)
»Ich sehe gut, besten Dank; Justin hat die Laterne.« (II.6)
»So wird der Anfang gemacht, und zwar beherzt, das ist am sichersten.« (II.7)
»Ganz wie es beliebt, ihr Jünger Loyolas!« (II.8)
Schließlich erklärte er mit ernster Miene, ihre Besuche grenzten an Leichtsinn und sie werde sich kompromittieren. (II.9)
Diese wiederaufglimmenden Gefühle fanden an ihm jedoch keinen festen Halt, sodass sie nicht wusste wohin mit ihrem Opferwillen, da aber lieferte der Pharmazeut ihr im rechten Augenblick die Gelegenheit. (II.10)
Sie umarmten einander, und jeglicher Groll schmolz dahin wie Schnee in der Hitze dieses Kusses. (II.11)
»Und außerdem, die Schwierigkeiten, der Aufwand … Oh! nein, nein, tausendmal nein! das alles wäre mehr als dumm!« (II.12)
Und der arme Kerl hatte zu alledem auch noch Geldsorgen! (II.13
Monsieur fürchtete sehr, den Anfang zu versäumen; und ohne dass sie noch Zeit gehabt hätten, wenigstens eine Brühe zu trinken, eilten sie zum Theater und standen dort vor noch verschlossener Tür. (II.14)
Und man verabschiedete sich vor der Passage Saint-Herbland, als es gerade halb zwölf schlug von der Kathedrale. (II.15)
Dann, gegen sechs, hielt die Droschke in einer Gasse des Beauvoisine-Viertels, und ihr entstieg eine Frau, die mit heruntergelassenem Schleier fortging, ohne den Kopf zu wenden. (III.1)
Schon am nächsten Tag saß sie in der Hirondelle, unterwegs nach Rouen, zu einer Beratung mit Monsieur Léon; und sie blieb drei Tage. (III.2)
»Warum nur«, dachte er später, als er allein durch die Straßen heimspazierte, »liegt ihr so viel an dieser Vollmacht?« (III.3)
Man fand sogar schon nach einem Monat, sie mache beachtliche Fortschritte. (III.4)
Wo hatte sie nur diese Verderbtheit gelernt, die fast ätherisch war durch ihre Tiefe und Heimlichkeit? (III.5)
»Das juckt mich nicht!«, sagte er und schloss die Tür. (III.6)
Sie machte sich also auf den Weg nach La Huchette, ohne zu merken, dass sie etwas tun wollte, was sie vor kurzem noch so erbost hatte, ohne auch nur im mindesten zu ahnen, dass sie sich prostituierte. (III.7)
Sie lebte nicht mehr. (III.8)
Er wurde ohnmächtig auf dem Platz, beim Anblick des schwarzen Tuchs. (III.9)
Er sah Justin über die Mauer klettern und wusste nun Bescheid über den Halunken, der ihm seine Kartoffeln stahl. (III.10)
Seit kurzem hat er das Kreuz der Ehrenlegion. (III.11)