Pflicht

Die regelmäßige Arbeit in einem Amte ist so gut weil sie eine gewisse Dumpfheit mit sich bringt, man leidet so weniger.

Nietzsche an Gersdorff, 1. April 1874

Aus einer Doctor-Promotion. — »Was ist die Aufgabe alles höheren Schulwesens?« — Aus dem Menschen eine Maschine zu machen. — »Was ist das Mittel dazu?« — Er muss lernen, sich langweilen. — »Wie erreicht man das?« — Durch den Begriff der Pflicht. — »Wer ist sein Vorbild dafür?« — Der Philolog: der lehrt ochsen. — »Wer ist der vollkommene Mensch?« — Der Staats-Beamte. — »Welche Philosophie gibt die höchste Formel für den Staats-Beamten?« – Die Kant’s: der Staats-Beamte als Ding an sich zum Richter gesetzt über den Staats-Beamten als Erscheinung. —

Friedrich Nietzsche: Götzen-Dämmerung oder Wie man mit dem Hammer philosophiert. In: Sämtliche Werke. Kritische Studienausgabe Bd. 6. Hg. v. Giorgio Celli u. Mazzino Montinari. Berlin, New York: de Gruyter 1980, S. 55–161, hier S. 129f. [i.e. Streifzüge eines Unzeitgemässen Nr. 29]