Der erste Zettel (Zitate)

Sonstiges zu Der erste Zettel (1) ff. (und ein kurzes Lit.verz. dazu)

»›Gedacht‹ nicht. Aber es gibt auch ein ubw=Wissen; und dàs hat Dich, traumhaft, zur bildlichen Darstellung des Sachverhalts bewogen : Theater wird, am sichersten durch ›Theater‹ dargestellt!«
(Auch) : »Nein=Paul; in seinem bw=Erinnern war ihm das ganze Bühnenwesen (Bühnenunwesen) nicht mehr auffindbar : wohl aber steckt es, an Etyms gebunden, im ganzen Werk.

ZT 45

Seid Ihr denn des Wachens auch gewiß? Mir scheint’s, wir schlafen, wir träumen noch. […] Wohl denn, wir wachen also. Auf, ihm nach! Und plaudern wir im Gehn von unsern Träumen.

Demetrius, im Sommernachtstraum, IV.1, Ü: Schlegel; danach ›erwacht‹ der Weber Zettel aus dem ›Traum‹

»Achja=Dän : stimm=an! – Unser Altes Lied, von=damals. –«; heißt es in der Mittelspalte von Wilma her – und in der rechten Spalte ist getippt: (? – : ›that will ask some tears in the performing of it! If I do it, let the audience look to their eyes!‹ …). (ZT v. 2010, S. 1491)

In einem Schreiben Schmidts an seinen Verleger Krawehl heißt es am 2. Februar 1965:

»Wie’s in meinem Kopf aussieht, wäre schwierig zu beschreiben: 40.000 Zettel zu regieren ist selbst für mich nicht ganz leicht. Aber wenn ich diesen Hahn aufdrehen werde, let the audience look to their eyes! I will roar that it will do any man’s heart good to hear me! – –«

(ßtopp : gibts das? : Daß Irgndwas in gar keim’ Zusammenhang mit was schteht? Hm)

ZT v. 2010, S. 244

Deine sündhafte Belesenheit=Daniel, macht es Dir natürlich unschwer möglich, überall Stellen aufzutreib’m, die so=ánnähernd Àlles ›belegn‹, was Du möchtesD. –«

ZT v. 2010, S. 269

›Zerlegbarkeit‹ : nich nur Indiz; sondern auch Gedankn=Leitfadn. : ? – Gut. Also bey jeglicher Seiner Rhapsodien : a) der Titel + das Motto –«. / (Halthalthallt : manchmal iss’S 1=Einheit; zuweilen mußDu ein geistvolles tertium dazwischn=schaltn. Aber sprich erstma weiter : daß Ich Dich sehe?)

ZT v. 2010, AS. 370

»Fang nur gleich mit’m Motto an; – manchmal mußDe natürlich ganz=schön=lange Circeln bis De’S raus hasD … : ?«

ZT v. 2010, S. 902

ébm genau=jenes ZiehTat, als Motto

ZT v. 2010, S. 1093

(: kann mann, tatsäch’ch nur ›–king!‹ nach=murmln; (tcha, SHAKESPEARE=Plattn geh’n nich spurlos am Menschn vorüber.))

ZT v. 2010, S. 722

»Mir iss – (uffm Klô=grade) – eingefalln : wènn Deine Téori von den ›Aufzählungen als PrädilektionsStellen für EtymAnsiedlung‹ schtimmte? –
: dann müßte ja die 1 von der Gruppe Seiner, (ansonstn abscheulich=mediokren, wenn nich gar läppischn!) BrotArbeitn, ein wahres whor’niSSnNest von Voyeurismen sein –; – : erlaubsDu die ›Probe aufS Example‹?; die ›THOUSAND AND SECOND TALE OF SCHEHERAZADE‹?« –
((: ›the refuse labour of a man of genius, is usually inferior, and greatly so, to that of a man of common=place talent … the man of talent pursues ›the even tenor of his way‹; he is, at all times, himself … never excited into wild enthusiasm, he never experiences its consequent & inevitable depression : never boldly soaring, he never sadly sinks …‹))
(: na warum wohl=nich?; bin doch selbst ein SeherHasardeur!)– : »Ausgerechnet dies=miese Con’glummerat –«; (W nerwös) : »denn dàs’ss ja nu wirklich ne geistlose AneinanderReihung von ›Lesefrüchtchen‹; (die genausogut auch in gänzlich anderer Reihenfolge angeordnet sein könntn). – Es=sei=denn – : Wir möchtn das Stück als ›KulturPessimismus durch Verfremdung‹ vereinnahmen : wie QUINN es tut; dann bekäm’s natürlich ne Art MUMMY=Sinn. – Kerl was grínSDu?! –«.

ZT v. 2010, S. 669 – Zu Scheherazade & Poe

DIE TULPEN! : Nummer 1 rosinfarben, (= schwarz, gelb=braun, rödlich), mit feist=langem gepflägkten Stängel; Nummer 2 ein großer roter Kopf (eintlich nur ein=einzjer Schlund : !) auf lang=geschlengltem, taubmhalsfarbijen Stiel; Und Beide langsam wrigglnd in den Parfüm=Böen der Mikro=Geruchszone, (dh 20 cm überm Bodn).
(überm arse=bottom; (and it shell bee called Bottom’s Dream …(P hatte Sich sinnend entbrillt. Itzt beugte Er, nicht=unfeierlich, das unschöne Knie vor Nummer 2, und staarte Jener auf verzwickte Weise in den Schoß : – : – (bith Die ganz verlegn wurde; und tat, wie wenn sie das Köpfchen beiseite … (aber ebm doch nich=gans …)))

ZT v. 2010, S. 403

[bottom / arse=bottom]

[Der 1. Zettel: it shall be called »Bottom’s Dream«, because it hath no bottomZT v. 2010, S. 403: überm arse=bottom; (and it shell bee called Bottom’s Dream …]

what is POEtree? … think of all that is airy & fairy=like … the TEMPEST – the MIDSUMMER NIGHT’S DREAM – Prospero – Oberon – and Titania!; (LETTER TO B–). […]
(& Ich schaute Ihr doch, voller AfterGedankn, auf diesn Poepoe : Gut Ding, wahrlich, gut Ding!)
(›Bottom’s Dream‹ – vom griechischn ›Bothros‹ = Ø)
(die Verstoßene tat, wie wenn Sie wimmern müsse, : »ch halt’S bald nimmer aus –« – (noch einmal wandte Sie Sich um, nice & dark … : ? : ?! –)

ZT v. 2010, S. 689

[what is POEtree? // Bottom und Griech.!: »bothros«/βόθρος = Senkgrube, Kloake, Jauchegrube – aber noch viel mehr und auch eine Kultstätte, cf. Wiki – was wiederum eben genau das ist, was POEtree und Schmidts Pagenstecher tun und der Freud etc. Jeder Zettel hat eine Vorder- und eine Rückseite] cf. ZT v. 2010, S. 742

Was sagn die Etyms da=zoo? – (sie sagtn : ›Lupe lupus = Wolf = Vulv‹; cristaell=klar; (und daß die Marke – (+ ›König Marke‹!?) – TITANIA lautn mußte, war ja fast zu=plump : ›Titte + Anus + Bottom’S Dream‹! – (abscheulich=deutlich!)). (Seir=praktisch beim Gebrauch ›natürlich‹ : einfach zum ›Drauf=setzn‹; mann hat die Hände frei.). – Sie ›mußte‹, nachts, so dicht an ›Mei’m Apparat‹ stehen, daß sie=ihn fast berührte. – (Noch was? – : gans=laicht gewölbt, bong. – Wenn Mann, im Sitzn, laicht drüber schielt : ? – : vergrößert sie (spieglnd) einen tail der Löcher stark; (Dänn der große VorderLautsprecher hat rund sexTausnd Löcher … wahrlich Sie hattn, wieder ma, Beide Recht, SCHOPENHAUER & FREUD : ›Nichts ist ohne Grund, warum es sey!‹ …
+ mad & phrenzy?!)

ZT v. 2010, S. 742

[der ganze Abschnitt ist eine vielfache Verschränkung von Radio/Kurzwellenempfänger/Empfangsgerät mit Sexualität/Geschlechtsverkehr; ficken und gefickt werden; Freud kommt vor, mad & phrenzy!]

Der Arbeitstitel des neuen Werks ist ein Programm und illustriert zugleich jenen stilistischen Grundzug Schmidts, durch Anspielungen und Doppelsinnigkeiten seinen Texten eine zusätzliche Dimension zu hinterblenden. Zettels Traum spielt an auf Shakespeares Komödie Ein Sommernachtstraum. In diesem Spiel mit drei Handlungsebenen voller Verwicklungen und Verwandlungen muß Zettel, der Weber, zeitweilig mit einem Eselskopf herumlaufen. Als Zettel, wieder entzaubert, erwacht, ergeht er sich in Andeutungen über einen unerhörten Traum (IV. Akt, 1. Szene): »Ich hatte ’nen Traum – ’s geht über Menschwitz zu sagen, was es für ein Traum war«. Er will eine Ballade darüber verfassen lassen, die »soll Zettels Traum heißen, weil sie so seltsam angezettelt ist«. (»Anzetteln«, ursprünglich ein webtechnischer Ausdruck – »die Längsfäden zu einem Gewebe aufspannen« – meint hier etwa »aufgebaut, komponiert«). [/] Seltsam angezettelt ist auch Arno Schmidts neues Groß-Buch.

Suhrbier: »Zettels Traum« zu Ende gebracht, S. 185

Schmidt: »Wenn ich ein Buch anfange, mit der Niederschrift beginne, dann sind schon die Zettelkästen da. Ich habe dann schon 60, 70, 80 Prozent und kann sagen, wieviel Seiten das Dings bekommt. Ob es 350 bekommt oder 450, das weiß ich ganz genau, allerdings mit einer Unsicherheitsrelation von plus-minus fünf Prozent.« (Ortlepp: Apropos: Ah!; pro=Poe, S. 193)

Der Titel des Konvoluts […] wird durch ein Zitat aus Shakespeares Sommernachtstraum motiviert, das Schmidt – in der romantischen Übersetzung! – seiner Maschinenhandschrift vorangestellt hat. Der Verständnisbereitschaft interpretierlüstiger Leser wird mit diesem Motto schon provisorisch ein kräftiger Nasenstüber versetzt: »Der Mensch ist nur ein Esel, wenn er sich einfallen läßt, diesen Traum auszulegen.«

Kramberg: Lektüre für tausendundeinen Tag, S. 194

Schmidt hat tatsächlich die Kunst des Zitierens und der Fußnote zu einer barocken Vollkommenheit entwickelt, und die im Text von Zettels Traum verstreuten Andeutungen beweisen, daß er sich dieser literarischen Tradition bewußt ist. Ars invendiendi hieß im Barock die Kunst, sich souverän der Muster zu bedienen; Voraussetzung der Meisterschaft in ihr waren große Belesenheit und die Geschicklichkeit im Kombinieren der überkommenen Motive, der Topoi und tradierten Formeln.

Ueding: Die gelehrte Traumwelt des Arno Schmidt, S. 228

»Alle Zufälle unseres Lebens sind Materialien, aus denen wir machen können, was wir wollen. Wer viel Geist hat, macht viel aus seinem Leben. Jede Bekanntschaft, jeder Vorfall wäre für den durchaus Geistigen erstes Glied einer unendlichen Reihe, Anfang eines unendlichen Romans.« Diese poetologische Maxime des Romantikers Novalis wäre als Motto für Zettels Traum durchaus tauglich gewesen. Das Generalthema des umfangreichen Literaturgesprächs liefert nur zufällig das Material für Zettels Traum, für das komplizierte Geflecht aus Gesprächspartien, Zitaten, Fußnoten, Assoziationen[.]

Ueding: Die gelehrte Traumwelt des Arno Schmidt, S. 229

HIPPOLYTA
‘Tis strange my Theseus, that these lovers speak of.
THESEUS
More strange than true: I never may believe
These antique fables, nor these fairy toys.
Lovers and madmen have such seething brains,
Such shaping fantasies, that apprehend
More than cool reason ever comprehends.
The lunatic, the lover and the poet
Are of imagination all compact:
One sees more devils than vast hell can hold,
That is, the madman: the lover, all as frantic,
Sees Helen’s beauty in a brow of Egypt:
The poet’s eye, in fine frenzy rolling,
Doth glance from heaven to earth, from earth to heaven;
And as imagination bodies forth
The forms of things unknown, the poet’s pen
Turns them to shapes and gives to airy nothing
A local habitation and a name.
Such tricks hath strong imagination,
That if it would but apprehend some joy,
It comprehends some bringer of that joy;
Or in the night, imagining some fear,
How easy is a bush supposed a bear!
HIPPOLYTA
But all the story of the night told over,
And all their minds transfigured so together,
More witnesseth than fancy’s images
And grows to something of great constancy;
But, howsoever, strange and admirable.

Und frenzy (Shakespeare und Freud) und phrenzy (5x so getippt in ZT) ist natürlich zugleich Fränzi … Der Phallus in Fränzi ist Phrenzy … quite frenzy (und fancy zudem gleich mit)

(Dänn der große VorderLautsprecher hat rund sexTausnd Löcher … wahrlich Sie hattn, wieder ma, Beide Recht, SCHOPENHAUER & FREUD : ›Nichts ist ohne Grund, warum es sey!‹ … /
+ mad & phrenzy?!)
der ›garantierte Ständer Vergrößerer‹ + ›maid and Franzi‹!
in Se + cunt + Harz da=raus / – : ? – na=Dänn ébm ›glaçierter Plexus‹! : Du endkommSD Mir nich, meinIch!))
A[…]

ZT S. 742 …– quer über alle 3 Spalten hin gelegt und Freud dabei, das komplette Programm

Und: »Die Eselbeichte«: »(und daß die Marke – (+ ›König Marke‹!?) – TITANIA lautn mußte, war ja fast zu=plump : ›Titte + Anus + Bottom’S Dream‹! – (abscheulich=deutlich!)). (Seir=praktisch beim Gebrauch ›natürlich‹ : einfach zum ›Drauf=setzn‹; mann hat die Hände frei.).« (Aus: Arno Schmidt: Zettel’s Traum. In: Arno Schmidt: Bargfelder Ausgabe, Werkgruppe IV: Das Spätwerk, Bd. 1. [Berlin] 2010: Suhrkamp Verlag, S. 742 – S. 742 zudem das Hohe Lustlied auf den Weltempfänger (wohl auch S. 741)